Humanes Papilloma­virus - Hintergrund­informationen

Darstellung des HPV-Genoms am Beispiel von HPV-Typ 16: L1, L2 (Hüllenprotein), E1-E7 (frühe Proteine) sowie die Long control region (LCR) mit Bindungsstellen für bestimmte Faktoren, die im Rahmen der Virusmehrung benötigt werden.
Darstellung des HPV-Genoms am Beispiel von HPV-Typ 16: L1, L2 (Hüllenprotein), E1-E7 (frühe Proteine) sowie die Long control region (LCR) mit Bindungsstellen für bestimmte Faktoren, die im Rahmen der Virusmehrung benötigt werden.

HPV ist die Abkürzung für humanes Papillomvirus. Das Virus zählt zur Gruppe der DNA-Viren und sein Genom besteht aus ca. 8.000 Basenparen, die zu einem Kapsid zusammengelagert sind. Das Virus infiziert Zellen der Haut (Plattenepithel) und/oder verschiedene Schleimhäute (Mund, Nase, Rachen, Anus, Genitalien). Unentdeckt kann das Virus ein unkontrolliertes Wachstum in der infizierten Region auslösen.

HPV wird durch direkten Kontakt von Mensch zu Mensch übertragen. Die genitalen HPV-Typen werden häufig beim Geschlechtsverkehr übertragen und das Risiko einer Infektion steigt mit der Anzahl der Geschlechtspartner. HPV kann aber auch durch eine Schmierinfektion, durch Körperkontakt beim gemeinsamen Baden und möglicherweise auch durch kontaminierte Gegenstände übertragen werden. Ebenso ist die Übertragung von der Mutter auf ihr Neugeborenes möglich. Mittlerweile sind mehr als 220 unterschiedliche HPV-Typen identifiziert. Sie werden in Hochrisiko- und Niedrigrisiko-Typen unterteilt (HR- und LR-HPV).

Die LR-HPV-Typen verursachen vorwiegend harmlose Genitalwarzen und es sind mindestens 15 verschiedene Typen (HPV 6, 11, 40, 42, 43, 44, 54, 61, 62, 70, 71, 72, 74, 81 und 83) als Verursacher von anogenitalen Warzen bzw. niedriggradigen anogenitalen und oropharyngealen Dysplasien identifiziert. Allerdings wird die überwiegende Mehrheit der anogenitalen Warzen durch HPV-Typ 6 und 11 hervorgerufen.

Hingegen können die HR-HPV-Typen bei einer andauernden Infektion die Bildung von Vorstufenläsionen auslösen. Diese Vorstufen sind durch den Pap-Abstrich in Regel sicher erkennbar. Die Weltgesundheitsorganisation stuft zumindest 12 HPV-Typen als krebserregend (HPV 16, 18, 31, 33, 35, 39, 45, 51, 52, 56, 58 und 59) ein. HPV-Typ 68 gilt als wahrscheinlich krebserregend und bei HPV-Typ 66 kann eine Beteiligung nicht ausgeschlossen werden.

Die HPV-Infektion tritt besonders häufig zwischen 20 bis 25 Jahren auf. Sie nimmt mit zunehmendem Alter ab. Dabei heilt sie bei rund 90 % der betroffenen Frauen innerhalb von zwei Jahren aus. Daher führt nicht jede HPV-Infektion, auch nicht jede HR-HPV-Infektion, zu einer Erkrankung. Daher ist eine HPV-Infektion auch nicht zwangsläufig mit einer Erkrankung identisch. Und deswegen benötigt man neben einer molekularbiologischen Methode zur Entdeckung des Virus, eine morphologische Methode zur Entdeckung der Erkrankung, den Pap-Abstrich.

Die regelmäßige Teilnahme an der kostenlosen Krebsvorsorge ist der sicherste Weg, um Gebärmutterhalskrebs vermeiden zu können. Wird eine Erkrankung entdeckt, erfolgt eine individuelle Therapie, die eine Heilung herbeiführt. Neben der HPV-Infektion sind weitere Faktoren bekannt, die die „Selbstheilung“ stören und das Risiko für die Entstehung von Gebärmutterhalskrebs erhöhen:

  • Rauchen,
  • hohe Anzahl an Sexualpartner,
  • geschwächtes Abwehrsystem,
  • Immunsuppression,
  • HIV-Infektion,
  • andere genitale Infektionen (Chlamydien, Herpes) sowie
  • langzeitige Einnahme von hormonellen Verhütungsmitteln (> 5 Jahre)

Mit der Krebsfrüherkennungsuntersuchung in der frauenärztlichen Praxis besteht gerade beim Gebärmutterhalskrebs die einmalige Möglichkeit bereits frühe Erkrankungsstadien festzustellen. Nutzen Sie selbstverantwortlich diese Chance.

HPV-Impfung

Informationen über die HPV-Impfung

Seit Ende 2006 besteht die Möglichkeit gegen vier von mittlerweile über 100 bekannten Typen des Humanen Papillomavirus zu impfen. Die beiden in Deutschland erhältlichen Impfstoffe bieten Schutz vor einer Infektion mit den HPV-Typen 6, 11, 16 und 18. Die Niedrigrisiko HPV-Typen 6 und 11 können eine Warzenbildung begünstigen. Eine dauerhafte Infektion mit den Hochrisiko-Typen 16 oder 18 kann über sicher zu erkennende Zellveränderungen zur Bildung von Gebärmutterhalskrebs führen. Diese beiden Hochrisikotypen können in etwa 70% der weltweiten Gebärmutterhalskrebsfälle im Gewebe nachgewiesen werden.

In 2015 erteilte die Europäische Kommission die EU-weite Zulassung des neunvalenten HPV-Impfstoffs. Er bietet neben den bisherigen HPV-Typen 6, 11, 16 und 18 einen zusätzlichen Schutz vor HPV-Infektionen der Typen 31, 33, 45, 52 und 58. Damit deckt er insgesamt zwei Niedrigrisiko und sieben Hochrisiko HPV-Typen ab.

Die Dauer der Schutzwirkung ist noch nicht vollständig bekannt. Ebenso wenig die Notwendigkeit und der Zeitpunkt von Auffrischimpfungen. Aufgrund des Übertragungsweges ist der ideale Impfzeitpunkt bei Kindern und Jugendlichen vor dem Eintritt in das Sexualleben. Die Ständige Impfkommission des Robert-Koch-Institutes (STIKO) empfiehlt die Grundimmunisierung von Personen im Alter von 9-14 Jahren unter Berücksichtigung der jeweiligen Fachinformation. Damit ist die HPV-Impfung in Deutschland eine Kassenleistung. Versäumte Impfungen sollen so früh wie möglich nachgeholt werden, spätestens bis zum Alter von 17 Jahren. Danach ist sie eine Wahlleistung. Sie können selber entscheiden, diesen Baustein in der Krebsvorsorge für sich zu nutzen. Ihr(e) Gynäkologin/Gynäkologe wird Ihnen in Bezug auf mögliche Nebenwirkung der Impfung beratend zur Seite stehen. Bitte fragen Sie!

Die STIKO befürwortet die Krebsfrüherkennung am Gebärmutterhals, da kein Impfstoff zu 100% wirksam ist und nicht gegen jeden HPV-Typ oder gegen bereits bestehende HPV-Infektionen schützt.

Zusammengefasst bedeutet das: Auch wenn die Impfung als individuelle Maßnahme sinnvoll ist, bietet einen lückenlosen Schutz nur der regelmäßige Pap-Abstrich bei der Vorsorgeuntersuchung.